Leaders' Check List: 20 Fragen für gute Chefs
Jede neue Führungsaufgabe, ob die erste oder nicht, stellt neue An- und Herausforderungen für Sie bereit. Welche Fragen sollten Sie sich deshalb im Vorfeld beantworten können? Mit der nachfolgenden Check-Liste prüfen Sie die kritischen Faktoren, die zwischen Erfolg und Misserfolg als Führungskraft entscheiden werden.
Wie lautet mein Auftrag und was sind meine Aufgaben in der Führungsposition?
Jede Führungsaufgabe wird mit einem Auftrag "von oben" versehen. Als Führungskraft haben Sie bestimmte Aufgaben, manchmal sogar einen ganz speziellen Auftrag, der Ihr Team, Ihre Abteilung oder Ihren Bereich betrifft. Deshalb müssen Sie Ihren Auftrag von Anfang an kennen. Erst wenn Sie wissen, was man konkret von Ihnen erwartet, können Sie Entscheidungen sinnvoll treffen und nötige Maßnahmen einleiten. Woher bekommen Sie diese Information? Selbstverständlich von Ihrem eigenen Vorgesetzten oder der Geschäftsleitung. Wenn hier keine klaren Anweisungen und Erwartungen an Sie formuliert werden, können Sie im weiteren Verlauf nur den Kürzeren ziehen!
Welche Entscheidungen darf ich treffen? Welche nicht?
Wenn Sie Ihre Möglichkeiten als Führungskraft voll ausschöpfen möchten, müssen Sie wissen, welche Entscheidungen Sie überhaupt treffen dürfen. Für jede Führungsaufgabe sind die Entscheidungsbefugnisse anders festgelegt. Optimaler Weise wurde Ihnen Ihr Handlungsspielraum per Stellenbeschreibung bereits im Vorfeld deutlich gemacht. Ansonsten sollten Sie hier bald in die Klärung mit Ihrem Vorgesetzten gehen, sonst holen Sie sich als motivierte Führungskraft womöglich bald mal eine blutige Nase, weil Sie Ihre Entscheidungsbefugnis überschritten haben.
Wo sind meine Schnittstellen?
Als Team-, Abteilungs- oder Bereichsleiter gibt es unterschiedliche Schnittstellen und Stake Holder, die es mit ins Boot zu holen gilt. Finden Sie für jede Schnittstelle so schnell wie möglich heraus, wie die Kommunikationswege, wie Prozesse und Entscheidungsgrenzen verlaufen. Und lernen Sie die Menschen, die dahinterstecken, persönlich kennen. Ein guter Kontakt in andere Abteilungen kann Ihnen später mal "lange Wege" ersparen - Sie wissen was ich meine...
Mit wem muss ich mir Ressourcen teilen?
Herrscht in Ihrer Organisation eine entsprechende Struktur, kann es sein, dass bestimmte Mitarbeiter, auf die Sie Aufgaben verteilen könnten, ebenfalls in anderen Projekten oder Bereichen tätig sind. Ihre Arbeitszeit und -Kraft ist entsprechend aufgeteilt. Um hier Konfliktpotential von vornherein auszuschließen, ist es notwendig, dass Sie klar Ihre Bedarfe kommuniziere und auf gemeinsame Lösungsfindung achten. Kompromissbereitschaft und Kreativität sind dabei ausgesprochen hilfreiche Fähigkeiten und Eigenschaften.
Mit wem muss ich wann sprechen? Wie werde ich meine Kommunikation aufbauen?
- ja, hier verstecken sich zwei Fragen - für die, die nachzählen! ;) -
Kommunikation ist das A&O Ihrer Tätigkeit als Führungskraft. Werden Sie sich also im Vorfeld bewusst, welcher Kommunikationstyp Sie sind und was für eine Kommunikation die unterschiedlichen Menschen in Ihrem Umfeld benötigen. Machen Sie sich dazu Ihre eigenen Gedanken und, was auch sehr hilfreich und wirksam ist, fragen Sie die Menschen selbst. Gerade Mitarbeiter benötigen unterschiedliche "Dosen" der Ansprache. Das können Sie in der Mitarbeiterführung gerne mitberücksichtigen.
Wie will ich mich organisieren?
Jede gute Führungskraft findet ihren eigenen Weg, sich zu organisieren. Und manche benötigen hierzu kaum Anleitung von außen. Doch fällt es Ihnen möglicherweise schwer, sich zu organisieren? Oder merken Sie, dass Ihre Zeit durch die vielfältigen Aufgaben einer Führungskraft doch immer zu knapp ist? Dann schadet es nicht, sich hier gezielt Methoden und Tools zu eigen zu machen oder ein Coaching in Anspruch zu nehmen.
Wo bekomme ich Informationen her, wenn ich mal nicht weiterweiß?
Als Führungsverantwortlicher erwarten viele Menschen von Ihnen, dass Sie auf alles eine Antwort haben. Trotzdem ist es einfach nur menschlich, nicht immer alles zu wissen. Besonders in einer neuen Aufgabe ist das völlig normal. Deshalb brauchen Sie Menschen und Anlaufstellen, an die Sie sich wenden können, wenn Ihnen mal die Antworten ausgehen. Identifizieren Sie diese frühzeitig!
Was muss ich noch lernen?
Gute Führung lernt man nicht von jetzt auf gleich. Da gibt es Fachwissen, das Sie sich aneignen müssen. Da benötigen Sie Methodenwissen und andere Skills. Niemand erwartet, dass Sie diese von Anfang an alle beherrschen. Ihre Aufgabe liegt jedoch darin, herauszufinden, was Sie noch nicht wissen oder können und selbstständig dafür zu sorgen, dass sich diese Lücken füllen.
Was ist mir im Umgang mit Menschen wichtig?
Hier geht es um die Werte und Verhaltensweisen, die Sie in Ihrem Alltag leben und zeigen möchten. Formulieren Sie hierüber ruhig schon mal ein paar klare Punkte, was Ihnen wichtig ist. Das wird Ihnen in späteren schwierigen Situation helfen, auch in Hektik oder Stress Ihren Werten und Überzeugungen konform zu agieren.
Wie tickt mein Vorgesetzter?
Auch Chefs sind nur Menschen. Und jeder Mensch möchte anders behandelt werden. Machen sich viele Führungskräfte schon mal sehr viele Gedanken darüber, wie sie die Individualität ihrer Mitarbeiter berücksichtigen können, vergessen das die meisten in Bezug auf ihren eigenen Vorgesetzten. Und ernten nicht selten gerade deshalb Kritik und Vorwürfe. Denn Sie müssen auch verstehen, was Ihre Führungskraft "braucht", wie Sie mit ihr/ihm am sinnvollsten kommunizieren und wie Sie Konflikte lösen, um auch nach oben so effektiv wie möglich arbeiten zu können.
Wer sind meine Mitarbeiter?
Jeder Mensch ist einzigartig und muss einzigartig behandelt werden. Deshalb ist es eine Ihrer dringendsten Aufgaben herauszufinden, mit wem Sie zusammenarbeiten. Was weiß die Person, welche Verbesserungsvorschläge hat sie, was kann die Person, wo liegen ihre Stärken und Schwächen, was macht sie gerne, wie kommuniziert sie und wie braucht sie Kommunikation von Ihnen? All diese Fragen lassen sich am besten im persönlichen Gespräch klären. Deshalb: Sprechen Sie mit Ihren Mitarbeitern!
Wie gehe ich mit für mich schwierige Personen um?
Jeder hat so seine "roten Tücher" unter den Menschen. Manchmal weil sie so gar nicht wie wir sind, manchmal gerade weil sie genauso ticken wie wir und uns das einfach zur Weißglut treibt. Und nicht selten sind das dann auch noch genau die Menschen, um die Sie in Ihrem Job einfach nicht herumkommen! Da ist es wichtig, sich klar zu machen, wie Sie mit diesen Menschen umgehen werden. Denn manchmal kann schlimmeres verhindert werden, wenn Sie sich im Vorfeld schon Strategien im Umgang mit diesen Menschen zurechtlegen.
Wie will ich Konflikte lösen?
Konflikte gehören zur Tagesordnung. Unterschiedliche Meinungen, Interessen und Bedürfnisse treffen aufeinander und sind nicht immer kompatibel. Da braucht es entwickelte Konfliktfähigkeiten und Lösungsstrategien. Wenn Sie damit echte Probleme haben, dann sollten Sie Ihre Fähigkeiten über ein Verhaltenstraining verbessern.
Warum will ich Chef sein/werden?
Ihre Motivation, warum Sie Chef sein möchten, wird mit beeinflussen, wie erfolgreich Sie sind. Weder Machtgier noch der gefühlte, gesellschaftliche Druck Chef werden zu müssen, sind gute Antreiber um als Führungskraft zu brillieren. Echte gute Leader sind von dem Wunsch beseelt, etwas Wichtiges für die Welt zu tun, Menschen zu fördern und mit ihnen gemeinsam etwas zu erschaffen, das wertvoll ist.
Was ist meine Vision/Mission?
Sie möchten motivieren und als echter Leader wahrgenommen werden? Dann brauchen Sie ein starkes Bild der Zukunft, die Sie gemeinsam mit Ihrem Team schaffen möchten. Nur wenn Sie das haben, werden Sie die Menschen zu höchster Leistung anspornen können. Ihre Mitarbeiter müssen verstehen, was das große Ziel hinter ihrem Tun ist. Erst dann können sie entscheiden, sich diesem Ziel mit vollem Engagement anzuschließen und Sie mit all ihrer Arbeitskraft zu unterstützen.
Wo sind meine Grenzen?
Seine Grenzen zu kennen ist elementar für gute Führung. Und hier ist die Rede nicht nur von den regulativen Grenzen, die Ihre Jobbeschreibung beinhaltet. Es geht auch um die kognitiven, physischen und psychischen. Das Wissen um Ihre Grenzen wird Sie vor Irrtümern und Fehlern bewahren, im besten Fall sogar vor echtem Schaden. Dafür müssen Sie Ihre Grenzen kennen und einschätzen lernen.
Wie sorge ich privat für Ausgleich?
Führungskraft zu sein ist ein Fulltime-Job, wenn Sie ihn mit ganzem Herzen betreiben. Denn dann schalten Sie nicht alle Gedanken zur Arbeit einfach ab, sobald Sie sich auf den Heimweg machen. Und gerade deshalb ist es wichtig, dass Sie sich in Ihrer Freizeit bewusst Ausgleiche schaffen, die den Blick mal auf andere Dinge fokussieren. Zudem ist auch ein körperlicher Ausgleich zu den oft sehr 'sitzlastigen' Führungsaufgaben gesund und wichtig.
Wie kann ich darauf achten, dass es mir selbst gut geht?
Im Alltag einer Führungskraft bleibt ja kaum Zeit sich um das eigene Wohlbefinden zu kümmern. Aber seien Sie sich bewusst, dass Sie unausgeglichen, gestresst oder unzufrieden eben auch eine weniger gute Führungskraft abgeben. Denn all diese Zustände bewirken nur, dass Sie im Job schlechter agieren, Fehler machen und Ihren Mitmenschen nicht als Ihr bestes Ich begegnen werden. Deshalb überlegen Sie immer zweimal, ob eine Vernachlässigung Ihrer Person die dadurch entstehenden Kosten wirklich wert ist.
Was macht mich wütend?
Der Dalai-Lama sagte schon mal: "In der Wut verliert der Mensch seine Intelligenz." Dazu gibt es nicht viel mehr zu sagen. Finden Sie Ihre Wut-Punkte, seien Sie sich dieser bewusst und lernen, Sie sie zu überwinden/steuern/klären/kontrollieren/verstehen (bitte auswählen).
Sonst stehen Sie am Ende einfach nur dumm da!
So, auf geht's!
Viel Freude, Inspiration und Erfolg beim Beantworten der Fragen!
Herzlichst Ihre
Charlotte Knoll
ENSO Consulting - People Developer & Business Relator